Serge Rachmaninoff „Etudes tableaux“, op 39

Friedrich Höricke im Gespräch mit dem Maler Peter Möbus


Im Jahre 1916 schuf Serge Rachmaninoff seine „Etudes tableaux“ op. 39. Diese „Bild-Etüden“ sind klangmächtige Visionen einer Epoche der Zeitenwende. Ein Petersburger Kritiker schrieb dazu: „Hier wird der Rachmaninoffsche Rhythmus noch mehr verschärft, wird herausfordernd, fast dreist. Die Ausdruckskraft geht bis an die für Rachmaninoff erreichbaren Grenzen.“ Einer der ersten Hörer, der Musikwissenschaftler Oskar von Riesemann, meinte, daß „Rachmaninoff in dem zuweilen geforderten Klagvolumen die Möglichkeiten sogar der besten Konzertflügel überschätzt, und man bekommt den Eindruck, daß der Komponist ungeduldig durch die vom Instrument auferlegten Begrenzungen ist“. Der Abgrund, in den Krieg und Revolutionen die Welt des Abendlandes zu reißen im Begriff waren, spiegelt sich in der einzigartigen Tonsprache dieser Musik, ein Abgrund, der den Komponisten offenbar selbst dermaßen erschaudern ließ, daß er für die darauffolgenden zehn Jahre in ein schöpferisches Schweigen verfiel.

Intuitiv hat der Kölner Maler Peter Möbus bei seiner Auseinandersetzung mit dem Themenkreis des Ersten Weltkrieges und dessen bis heute für uns alle spürbar nachwirkenden Konsequenzen die dazu parallelen Aussagen der Rachmaninoffschen „Etudes tableaux“ erspürt. Diese Musik begleitete ihn durch den gesamten schöpferischen Prozeß, dessen Ergebnisse an dieser Stelle zum ersten Mal präsentiert werden. „Dieser Beginn eines neuen Bilderzyklus vermittelt – und erregt – zweifellos beträchtliche Emotionen, thematisch, wie auch in der bildnerischen Durchführung“ (Thomas Gruber).

Der Pianist Friedrich Höricke möchte als Gastgeber Dialogfäden zwischen den Künsten, wie auch zwischen Künstler und Publikum spinnen. Das Präsentationsmedium des musischen Salons soll es dabei ermöglichen, künstlerische Themen in einer entspannten Atmosphäre dennoch inhaltlich zu einer Brisanz zu verdichten, die der normale Konzertbetrieb kaum zuließe ...
das eigentliche Geheimnis seines ungewöhnlich packenden Spiels liegt in Hörickes Umgang mit der Dynamik und der musikalischen Architektur. Ihm gelingt es, dreidimensionale musikalische Räume zu schaffen und einen Spannungsbogen vom ersten bis zum letzten Ton eines Stückes aufzubauen. Er versteht sich darauf, die Dramaturgie einer musikalischen Komposition umzusetzen in anrührende lyrische Gesänge, brilliant funkelnde Eleganz oder leidenschaftlich donnernde Höhepunkte.“   (Nicole de Vilder)